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CONNECTED DEVELOPMENT PROCESS VEHICLE IN-USE PHASE
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development speed and methodology
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Das konventionelle Fahrzeug, wie wir es kennen, wurde über einen Zeitraum
von mehr als hundert Jahren entwickelt. Jetzt, da neue, hochkomplexe,
elektrifizierte Antriebsstrangkonfigurationen und autonome Antriebstechnologien
die Zukunft der Mobilität bestimmen, haben OEMs kein
Jahrhundert mehr Zeit, um ausgereifte Produkte auf den Markt zu bringen.
Die Antwort auf diese Herausforderungen ist nicht nur in einzelnen Werkzeugen,
Lösungen und Fachgebieten zu suchen. Es geht vielmehr darum,
all diese Aspekte zusammenzubringen, um eine revolutionäre neue Vision
des Entwicklungsprozesses zu verwirklichen. Und genau das ist es, was
wir bei AVL tun.
EIN GANZHEITLICHER, ÖKOSYSTEMBASIERTER ANSATZ
In der typischen Fahrzeugentwicklung arbeiten verschiedene Teams an einzelnen
Bereichen und Teilen des Fahrzeugs. Ein Team könnte zum Beispiel
am Wärmemanagement arbeiten, ein anderes an der Auslegung der NVHCharakteristik
und ein weiteres am Getriebesystem. Während alle diese
Teams und Disziplinen auf das gemeinsame Ziel des Gesamtfahrzeugs hinarbeiten,
verfolgen sie auch individuelle Ziele, die es zu erreichen gilt. Erst
wenn Systeme und Komponenten integriert werden – auf dem Prüfstand
oder in teuren Prototypen – können die gegenseitigen Einflüsse gründlich
untersucht und Synergien verstanden werden.
Dieser konventionelle Ansatz ist teuer und zeitaufwendig und führt zu
unnötigen Entwicklungsschleifen. In dieser Zeit der automobilen Transformation
und der wachsenden Komplexität der Fahrzeugsysteme, in der
in jedem Teil des Entwicklungsprozesses Effizienzgewinne erzielt werden
müssen, wird es immer unpraktikabler, Fahrzeuge auf diese Weise zu
entwickeln. Deshalb haben wir bei AVL unser langjähriges Know-how,
unsere Werkzeuge und Methoden in einem einzigen, einheitlichen Ansatz
zusammengeführt, der die Art und Weise, wie wir die Fahrzeugentwicklung
angehen, revolutioniert.
Mit Digitalisierung, simulierten digitalen Zwillingen und einer End-to-
End-Entwicklungsphilosophie, die bis in die In-Use-Phase reicht, helfen
wir OEMs und Tier1-Zulieferern, aus diesem Silo-Denken auszubrechen.
Unser Ansatz ermöglicht es den Teams, ihre Arbeit und ihren Fortschritt
problemlos über das gesamte Projekt hinweg zu teilen. Darüber hinaus nutzt
er die Möglichkeiten von Big Data, um Ziele gemeinsam zu verfolgen und die
Optimierung voranzutreiben, während gleichzeitig die Notwendigkeit für
Prototypen erheblich reduziert wird. Dies verkürzt die Zeit bis zur Markteinführung,
senkt die Kosten und beschleunigt die Innovation.
VERNETZTE TOOLS UND EBENEN
Das Development Ecosystem ermöglicht dank unseres bereichsübergreifenden
Know-hows und unserer Integrated and Open Development Platform
(IODP) die rasche Realisierung von Projektzielen auf Mikro- und Makroebene.
Dieser Ansatz kann sowohl zur Schaffung neuer Entwicklungsabläufe
als auch zur Erweiterung bestehender Architekturen genutzt werden. Es ist
in drei Ebenen organisiert: Entwicklungsprozess, Entwicklungsaktivitäten
und Interoperabilitätsebene. Vor diesem Hintergrund bietet AVL Dienstleistungen
und Werkzeuge an, die zu diesem Ökosystem passen.
Die obere Ebene, „Process Innovation Services“, dient der Optimierung
des Entwicklungsprozesses, von der Produktplanung über das Funktionsdesign
und die Komponentenprüfung bis hin zur Massenproduktion und
Kundennutzung.
Die mittlere Ebene, „Domain Products and Solutions“, bietet Werkzeuge
für spezifische Bereiche bzw. Anwendungen. Sie umfasst Virtualisierung,
Lab-Management, Testen im Fahrzeug, die In-Use-Phase und die Entwicklung
von ADAS-Systemen.
Die untere Ebene sind die „Connecting Solutions“. Sie ermöglicht die
bestmögliche gemeinsame Nutzung und den Austausch von Daten aus
allen Aktivitäten im gesamten Entwicklungsprozess –
unabhängig von Werkzeugen und Lieferanten. Sie umfasst
unsere IODP-Lösungen Model.CONNECT™,
Testbed.CONNECT™, Device.CONNECT™ und
Data.CONNECT™.
Diese Ebenen ermöglichen es, jeden Bereich, jeden Prozess
und jede Aktivität mit Blick auf das große Ganze durchzuführen.
Angesichts der enormen Testmengen, die derzeit
für ADAS und autonome Systeme erforderlich sind, ist es
von entscheidender Bedeutung, auch die In-Use-Phase zu
berücksichtigen. Auf diese Weise können die realen Nutzungsdaten
der neuesten vernetzten Fahrzeuge in die Entwicklung
zukünftiger Fahrzeuge miteinfließen.
Um den AVL-Ansatz des Development Ecosystems genauer
zu erforschen, wird das Focus-Magazin in den nächsten
Ausgaben verschiedene Aspekte dieses revolutionären
Ansatzes näher beleuchten. In dieser Ausgabe beginnen
wir mit einer detaillierten Betrachtung der Virtualisierung.