Das erste motorisierte Fahrrad, das in der Produktionsstätte
Laurin & Klemen gefertigt wurde.
‹Focus›: Herr Hrdlicka, Sie
sind seit 1993 bei ŠKODA. Doch
Ihre Geschichte mit dem Unternehmen
reicht viel weiter zurück.
‹Dr. Hrdlicka›: Absolut. Die
ŠKODA-Tradition ist Teil meiner
Familiengeschichte. Mein Großvater
war der erste CEO des Unternehmens,
nachdem ŠKODA Laurin
& Klement übernommen hatte.
Und auch mein Vater war Mitglied
des Vorstands. Darüber hinaus waren
Herr Laurin und Herr Klement,
die ursprünglichen Gründer, gute
Freunde meiner Familie. Man
könnte ŠKODA also zu Recht als
Familienunternehmen bezeichnen!
‹Focus›: ŠKODA entstand aus der
1895 gegründeten Fahrradfabrik
Laurin & Klement. Wie sehr haben
diese bescheidenen Anfänge
den ŠKODA beeinflusst, den wir
heute kennen?
‹Dr. Hrdlicka›: Die Produktionsstätte
Laurin & Klement wurde
gegründet, um den Menschen in
Böhmen ein Produkt eines lokalen
Produzenten anzubieten, der auch
ihre Sprache spricht. In Referenz
an ihre Kunden nannten Laurin &
Klement ihr erstes Fahrrad Slavia.
1899 produzierten sie das erste Motorrad
und 1905 das erste Auto.
Es war uns schon immer ein Anliegen,
Lösungen anzubieten, die die
Bedürfnisse unserer Kunden ansprechen
– und das tun wir auch
heute noch auf der ganzen Welt. Dabei
achten wir stets auf das perfekte
Preis-Leistungs-Verhältnis.
‹Focus›: Inwieweit ist der Innovationsansatz
von ŠKODA aus
der Notwendigkeit heraus entstanden?
‹Dr. Hrdlicka›: Bei uns ging es
immer um exzellente Technologie
und Expertise, denn wir
mussten mit sehr wenig viel tun.
Und mit diesem Ansatz haben wir
eine fast 120-jährige Motorsporttradition
aufgebaut – wir haben
sogar die Monte-Carlo-Rallye gewonnen
und wurden als Porsche
des Ostens bekannt. Als der Eiserne
Vorhang fiel, erkannte der Volkswagen
Konzern unsere Exzellenz
und sah, welchen Wert wir z.B. im
Rahmen der Motorenentwicklung
bieten konnten.
‹Focus›: Welche Rolle spielt
ŠKODA im VW-Konzern?
‹Dr. Hrdlicka›: Wir sind für alle Aufgaben
der MPI-Motorenentwicklung
(Multi-Point-Einspritzung) für
den gesamten Volkswagen-Konzern
verantwortlich. In unserem Werk
in Kaluga (außerhalb von Moskau)
produzieren wir Motoren nach Euro
6 für den europäischen Markt, Vierzylindermotoren
für den russischen
Markt und unsere Werke in China
bauen 1,4- und 1,5-Liter-MPI-Motoren.
Für VW haben wir auch Motoren
für den brasilianischen Markt
angefertigt, die mit Ethanol betrieben
werden. VW produziert rund
10 Millionen Motoren pro Jahr, davon
2,5 Millionen MPI-Motoren, die
wir entwickelt haben.