interview 2 7
„FÜR DIE INDUSTRIE SIND WIR
SCHON HEUTE EIN VERLÄSS-LICHER
PARTNER IN ALLEN
FRAGEN DES ELEKTRIFIZIERTEN
ANTRIEBSSTRANGS.“
MARIO BRUNNER
N O . 1 2 0 2 2
einen unglaublichen Wissensschatz angehäuft haben. Im Bereich ADAS/
AD ist unsere größte Stärke das Know-how im Bereich der Virtualisierung.
Wir haben auch ein gutes Verständnis für Systeme in softwaredefinierten
Fahrzeugen. Wir sind in allen Bereichen sehr gut aufgestellt und liefern ei-nen
Mehrwert für unsere Kunden, die in diesen Themen von unseren Bei-trägen
und Leistungen stark profitieren. Wenn es um Wasserstoff geht, ist
AVL eine wichtige treibende Kraft im Markt. Das Gleiche gilt für E-Fu-els.
Ein Grund dafür ist, dass AVL viel Geld für Forschung und Entwick-lung
ausgibt. Im Jahr 2021 waren das 12 Prozent des Gesamtumsatzes von
1,6 Milliarden Euro. Zu den Aufgaben von Robert Fischer und mir gehört es,
dafür zu sorgen, dass wir im Engineering auf die richtige Technologie setzen.
focus: Haben Sie das Gefühl, dass es einen „Kampf um Talente“ gibt?
Mario Brunner: Es ist in der Tat eine wichtige Aufgabe, sicherzustellen, dass
wir ein attraktiver Arbeitgeber für junge Menschen bleiben. Bislang ist
uns das immer gut gelungen. AVL wird regelmäßig unter den Top-Arbeitgebern
in Österreich genannt. Wir haben einen hohen Anteil an erfahre-nen
Mitarbeitern, die zum Teil schon lange bei uns sind. Bei AVL haben
wir die richtige Kombination: ein hochinnovatives Unternehmen und ein
kollegiales, respektvolles Umfeld. Das funktioniert von oben nach unten –
angefangen bei Eigentümer Prof. Helmut List. Das ist auch der Grund,
warum ich schon seit 18 Jahren hier bin. Einem Techniker wie mir macht
die Arbeit hier sehr viel Spaß.
focus: Wenn man so lange in einem Unternehmen tätig ist, besteht
die Gefahr, dass man bei seiner Arbeit Betriebsblindheit entwickelt.
Wie gut, würden Sie sagen, ist Ihr Blick auf den globalen Markt und
seine Akteure?
Mario Brunner: Unser Kundenportfo-lio
verlangt natürlich, dass wir die
Augen offenhalten. In den letzten
zwölf Jahren habe ich sehr eng mit
einer Vielzahl von Kunden zusam-mengearbeitet.
Von traditionellen
OEMs und Technologieunterneh-men,
die ihr Portfolio erweitern
wollen, bis hin zu Start-ups. Und
das auf vielen verschiedenen Märk-ten
– angefangen bei den USA und
Indien über Japan und Deutschland
bis hin zu China. Wenn man nicht
flexibel ist und sich nicht auf neue
Methoden einlässt, kommt man
nicht weit.
focus: Eine letzte Frage: Durch Ihre
Ernennung hat sich das Durch-schnittsalter
der Geschäftsführung
verringert. Was halten Sie davon?
Mario Brunner: Während meiner ge-samten
beruflichen Laufbahn war
ich meist einer der Jüngsten in den
jeweiligen Positionen. Ich habe
immer von der Erfahrung meiner
älteren Kollegen profitiert, aber
auch meine eigenen Perspektiven
eingebracht. Eine Kombination, die
in vielen Bereichen zu sehr guten
Ergebnissen geführt hat. Das wird
auch jetzt wieder der Fall sein. Ge-nerell
ist das Alter in einem Tech-nologieunternehmen
wie AVL aber
weniger ein Thema. Unabhängig
davon möchte ich natürlich neue
Denkweisen, Themen und Metho-den
einbringen. Auch viele Kunden
und Wettbewerber haben sich im
Zuge des Transformationsprozesses
neu aufgestellt und gehen die Dinge
etwas anders an als noch vor eini-gen
Jahren. So sind beispielsweise
die traditionellen mehrjährigen
Entwicklungszyklen in der Auto-mobilindustrie
nicht mehr zeitge-mäß.
Der Druck, auf den Markt zu
kommen, wird immer größer. Da
braucht man Mut, neue Wege zu
gehen – und den haben wir!